Laboruntersuchungen bei verhaltensauffälligen Hunden

Quelle: Laborklin aktuell

Wenn es nicht an der Erziehung liegt

Hunde mit unerwünschtem Verhalten werden relativ Spät in einer Tierarztpraxis vorgestellt.

Man bringt selten eine Verhaltensauffälligkeit mit einer Krankheit in Verbindung. Auffällige Verhaltensweisen können jedoch durch unterschiedlichste Erkrankungen bedingt sein. Eine vermehrte Aggressivität kann beispielsweise schmerzbedingt oder hormoneller Ursache sein, aber auch Infektionskrankheiten kommen als Ursache in Betracht.

Zur Differenzierung sollten mögliche organische, hormonelle, infektiöse, orthopädische, genetische, autoimmune und allergische Ursachen abgeklärt werden. 

Des Weiteren kann auch eine Vergiftung zu problematischen Verhaltensweisen führen. Von den vielfältigen möglichen Ursachen werden hier die häufigsten Erkrankungen aufsgeührt.

Organische Erkrankungen

Leber:

Hunde mit Leber Shunt (Störung der Leberdurchblutung)

Der Lebershunt ist eine meist angeborene Fehlbildung, bei der es zur Störung der Leberdurchblutung kommt. Das Blut aus dem Darm umgeht das Lebergewebe, und wird durch ein Gefäß („Shunt“) direkt zur Hauptvene geleitet. So wird das Blut nicht „entgiftet“, die Tiere zeigen Symptome einer inneren Vergiftung. In den meisten Fällen muss der Patient durch eine Operation zum Verschluss des Lebershuntes behandelt werden.

Weitere Symptome

Verhaltensänderungen, Speicheln, Krämpfe, Erbrechen, Harnwegserkrankungen, Blindheit oder Abmagerung zeigen, oder auch nur durch Trägheit auffallen. Es können auch andere Symptome auftreten. Da die in fleischhaltiger Nahrung enthaltenen Substanzen (Aminosäuren) zu einer besonders starken Anreicherung von schwer verträglichen Stoffen im Blut führen, verbessert sich der Zustand der Tiere meistens, wenn auf fleischhaltige Nahrung verzichtet wird.

 

Niere und Blase:

Auch Erkrankungen dieser Orgnae können zu unerwünschtem Verhalten führen.

So sollte bei Welpen, welche mit Unsauberkeit auffallen, auch an angeborene oder erworbene Nieren- oder Blasenprobleme dacht werden.

Diagnostik – Haruntersuchung (Status/Dediment und Urinkultur) sowie Bestimmung des Eiweiß-Kreatinin-Verhältnisses (UPC) zu empfehlen.

Schilddrüse:

Erkrankungen der Schilddrüse sind relativ häufig beim Hund.

Ängstliches oder aggressives Verhalten mit Überaktivität und schweren Erziehungsproblemen führt oft auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hin.

Symptome können sein:

  • hyperaktiv, hektisch, nervös
  • launisch
  • geringe Stresstoleranz
  • geringe Frustrationstoleranz
  • ängstlich und/oder aggressiv (z.T. anfallsartig oder mit völligem Kontrollverlust
  • Konzentraionsverlust und Lernschwäche
  • evtl. depressiv

Gonaden/Nebenniere

Sexualsteroide sind verantwortich für ein komplexes System an  Verhaltensweisen. Die Kastration domestizierter Tiere und damit die Ausschaltung der Gonadenfunktion wird häufig durchgeführt und beeinflusst das Verhalten maßgeblich. Neben der Fortpflanzungsfähigkeit soll v.a. aggressives Verhalten gegenüber Atgenossen unterdrückt werden. Auch bei Dominanzproblemen erhofft man sich eine leichtere Führbarkeit der Hunde durch die Kastration.

Zeigt der Hund trotz Kastration weiterhin Sexualverhalten, stellt sich die Frage nach eventuell noch verhandenen Gonadengewebe. Neben der Bestimmung von luteinisierendem Hormon (LT) und der Steroidhormone bietet v.a. die Messung der Konzentration des Anti-Müller-Hormos (AHM).

Neoplasien

Neoplasien (Eine Neoplasie beim Hund ist eine Wucherung (Schwellung, Geschwulst) von Gewebe. Umgangssprachlich wird eine Neoplasie allerdings Tumor genannt. Diese Zunahme von Gewebe ist nicht zwangsläufig lebensgefährlich.)

Neurotransmitter

Das Glückshormon (Serotonin) ist unter anderem Angst- und Aggressionshemmer. Ein Mangel an Serotonin führt demnach zu ängstlich-aggressiven Verhalten.

Infektiöse Ursachen

Ausgelöste Infektionen durch Ektoparasiten (Zecken und Milben sowie Flöhe, Läuse, Haarlinge, Stechmücken, Fliegen und Sandmücken) können zu vermehrter Unruhe führen, ohne gleichzeitig massiven Juckreiz auszulösen. Befallene Haare können zur Identifizierung des Parasiten eingesendet werden.

Vergiftungen

Die Aufnahme von Fremdstoffen ist eine weitere Möglichkeit, durch die unerwünschtes Verhalten aussgelöst werden kann. Eine Bleivergiftung äußert sich vielfältig mit Unruhe, Erregung, vermehrten Bellen oder Beißen und Depression.

Nimmt ein Hund Nikotin über Zigarettenstummel auf, zeigt sich dies in Erregung und Hyperaktivität.

Genetisch bedingte Verhaltensprobleme

Vor allem bei Rassetieren treten verschiedene Gendefekte auf, die mti Verhaltensänderungen einhergehen.

 

Primär zu bestimmende Laborparameter im Zusammenhang mit den häufigsten Verhaltensproblemen

Angst

  • Schilddrüse
  • Serotoninmangel
  • Phäochromozytom (Tumor, der sich meist im Nebennierenmark bildet und hormonell aktiv ist)

Aggressivität

  • Schilddrüse
  • Serotoninmangel
  • Sexualsteroide aus den Gonaden
  • orthopädischer Schmerz
  • neurologischer Schmerz

Überaktivität/ Unruhe

  • Schilddrüse
  • Phäochromozytom (Tumor, der sich meist im Nebennierenmark bildet und hormonell aktiv ist)
  • Ektoparasiten
  • Vergiftung

Fehlende Motivation

  • Leber
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)

Unsauberkeit

  • Niere
  • Blase